Im weiteren Verlauf der Szene „Nacht“ lassen sich
unendlich viele Nachweise für Fausts Situation finden. Es scheint als befinde
Faust sich in einem Wechselbad der Gefühle.
Einerseits zeigt
er seine Depressivität, indem er von „Pein“ (V. 387, S. 14) sozusagen seinem
Schmerz spricht und ferner Goethe Wörter
wie zum Beispiel „trübselig“ (V. 391,
S.14) oder eben auch Schmerz (V. 412, S. 14) selbst verwendet. Gleichzeitig
sieht Faust sich selbst als krank an und hofft, er könne in dem Tau des Mondes
gesund werden (V. 397, S. 14). Jedoch andererseits spricht er von einem geheimnisvollen
Buch von Nostradamus (V. 419 ff., S.14), durch welches er sich erhofft, sich
die Welt der Astronomie aneignen zu können. Dieses solle der Seele Kraft geben
(„ (…) Dann geht die Seelenkraft dir auf“ (V. 424, S. 14)). Auch wenn Faust ein
paar Verse vorher von „Pein“ und geistiger Krankheit spricht, scheint er durch
diese Idee, sich der Astronomie zu belehren, befreit und wirkt beinahe
euphorisch („Ich fühle junges heil’ges Lebensglück neuglühend mir durch Nerv‘
und Adern rinnen.“ (V. 432 ff., S. 15)). Demnach verwundert es kaum, dass
Goethe in diesem Abschnitt, in welchem Faust ein Gefühlshoch erlebt, Wörter wie
Herz und Freude (V. 436, S. 15) sowie
Trieb (V. 437, S. 15) und „harmonisch“ (V. 453, S. 15) verwendet.
Fokussiert wird in dieser Szene jedoch nicht nur das
Wechselbad der Gefühle, sondern ebenso die Wechselhaftigkeit der
Selbstwahrnehmung des Protagonisten. Während er sich anfangs fragt, ob er Gott
sei (V. 439, S.15) und sich im Verlaufe sogar als „Ebenbild der Gottheit“ (V. 614, S. 20) bezeichnet, so
sieht er sich gegen Ende der Szene den Göttern unterlegen – „Dem Wurme gleiche
ich, der den Staub durchwühlt (…)“ (V. 652, S.21). Sowieso erreicht die
Wechselhaftigkeit seiner Gefühle in diesem Abschnitt der Szene (S. 20 – 21)
einen Höhepunkt: Die Erscheinung des Geistes empfindet er als Erlösung („Du
rissest mich von der Verzweiflung los (…)“ (V. 610, S. 20), gleichzeitig
verzweifelt Faust an seiner Situation (V. 650 – 671, S. 21).
Quelle:
http://farm2.staticflickr.com/1094/1351588143_f55be0a30a.jpg
(Anmerkung: Ich habe mich für das Bild einer Achterbahn entschieden, da ich persönlich finde, dass sich durch die vielen Loopings und "Ups and downs" einer Achterbahn das Wechselbad Fauts Gefühle bzw. die Wechselhaftigkeit seiner Selbstwahrnehmung sehr schön verdeutlichen lässt.)
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